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Auslaufmodell Monogamie? Und wenn ja, was dann?
Es gibt noch mehr.
Sommer 2020. Ein heisser Nachmittag. Ich sitze gerade in meiner Wohnung und meine Gefährtin ist gerade gegangen. Wir hatten eine sehr interessante Konversation über Beziehungen.
Und da fasse ich meine Gedanken einfach mal in Worte. Schau gerne, ob du den einen oder anderen Impuls für dich mitnehmen kannst und magst.
Der Punkt unserer Konversation war folgender: alle sozialen Beziehungen folgen immer einem unbewussten Muster. Ein Schema. In der Soziologie nennt man das die gesellschaftliche Rolle. Diese regelt zum Beispiel, wie man sich einem Polizisten gegenüber zu verhalten hat, einem Lehrer oder einem Arzt. Prinzipiell ist das auch nicht verkehrt, da dies nicht in jeder Begegnung neu verhandelt werden muss.
Doch bei den meisten Menschen laufen diese Prozesse unterbewusst ab oder ich sollte besser sagen unbewusst, da sie nicht hinterfragt werden. Die meisten Menschen nehmen brav die Meinungen und sozialen Werte, die ihnen vorgesetzt werden. Sie werden nicht hinterfragt. Das kann gut sein oder schlecht. Je nachdem, auf welcher Seite des Gesellschaftsspieles du stehen möchtest.
Willst du gehorchen und das machen, was andere dir sagen? Immer den Karren ziehen, den ein andere lenkt? Was die Medien, Hollywood und die Kirche, Gesellschaft und Lehrer sagen, was gut und schlecht, richtig und falsch ist? Oder als freier Mensch eigenständig denken und frei leben? Überspitzt und leicht provokant könnte man sagen: stehst du im großen Gesellschaftsspiel auf der Weide oder schaust du über den Zaun von der anderen Seite?
Wenn du auf dieser Webpräsenz unterwegs bist, dann ist letzteres sehr wahrscheinlich der Fall.
Was hat das jetzt mit Beziehung zu tun? Ganz viel. Denn auch in intimen Verbindungen wirken diese Dynamiken von sozialen Rollen und unbewussten Erwartungen in uns. Wenn du dich noch nicht von dem konditionierten Massenbewusstsein gelöst hast, dann besteht die reale Gefahr, dass deine Beziehungen in ein Schema fallen, was nicht unbedingt mit dir zu tun haben muss.
Über Jahrhunderte hinweg war die heterosexuelle Monogamie die einzige sozial akzeptierte Beziehungsform. Alles andere wurde verteufelt und tabuisiert.
Wenn sich jetzt zwei Menschen begegnen und in sexuelle Verbindung gehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese mangels Alternativen die altbekannte Schablone benutzen, „wie eine Beziehung nun mal zu sein hat“.
Monogame Partnerschaft. Weil man das ebenso macht. Haus mit Gartenzaun. Machen doch alle auf so. Doch muss das wirklich so sein? Ist das normal? Nein.
Für manche mag dieses Modell passen, aber bei Weiten nicht für jeden. Und wenn man sich aus der monogamen Welt dann verabschiedet hat…
Tja was dann?
Wenn eine alte mentale Struktur verschwindet, muss eine neue her. Und gerade in dem Bereich der Polyamorie gibt es ja sehr viele Konzepte von Beziehungsanarchie, was etwa heißt „alle irgendwie miteinander nach eigenen Regeln“,
über Triade, über familienähnliche Strukturen bis zum Königin-Prinzip, was etwa heißt „1 Hauptfrau, mehrere Nebenfrauen“.
Viel ist möglich. Da viel erlaubt. Da stellt sich dann natürlich die Frage, was passt? Was passt für dich? Nun, die oben genannten Optionen sollen eine Anregung sein. Und es hängt von deinem Charakter ab, welche Struktur für dich passt. Auch ich habe etwas gebraucht, um die für mich passende Beziehungskultur zu finden.
Ich teile sie gerne mit dir. Nutze diese gerne als Anregung und schaue, was für dich passt und was nicht.
Zuerst ist da die Bekanntschaft
dies ist eine relativ lose Form des Miteinanders, wo es vorrangig um Sex und schöne Stunden geht. Meist ist es ein One-Night-Stand, der sich in einer Bekanntschaft entwickelt, weil es eben sexuell passt. Oder es sind alte Kontakte, Ex-Freundinnen, die überwiegend auch in anderen Städten wohnen. Eine Herzverbindung ist da, allerdings keine gemeinsame Lebensbasis. Jeder lebt sein eigenes Leben und man trifft sich punktuell. Noch ein Wort zu Herzverbindung: diese sollte immer da sein bei sexueller Begegnung, da die ansonsten erzeugten Energien toxisch werden.
Es existiert also kein permanenter Kontakt. Und auch der Einfluss der Bekanntschaft auf die Lebensentscheidungen und den Alltag ist verschwindend gering.
Eine tiefere Form davon ist die spirituelle Bekanntschaft
Diese geht tiefer, ist in der Grundausrichtung allerdings der normalen Bekanntschaft ähnlich. Der signifikante Unterschied ist folgender:
Beide Partner sind hier schon auf einem spirituellen Pfad unterwegs.
Oder sie haben sich schon mit Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstseinsarbeit beschäftigt. Deswegen dient die Zusammenkunft nicht „nur“ dazu, um schöne Stunden und guten Sex zu haben, sondern auch der bewussten inneren Entwicklung.
Das bedeutet durch das bewusste Nutzen der sexuellen Energie können gemeinsame Rituale durchgeführt werden zur Heilung oder Verstärkung von Projekten.
Frei nach dem Motto:
Er: „na wie geht es dir heute?“
Sie „ach ja gut ich möchte dieses Projekt starten.“
Er: „okay dann lass uns gemeinsam miteinander schlafen und dieses Projekt mit unserer sexuellen Energie stärken.“
Es funktioniert. Kommunikation und eine klare Absicht sind hier der Schlüssel. Es ist eine tiefere Verbindung als die „normale“ Bekanntschaft, welche mehr Bewusstheit und Reife erfordert von beiden Partnern, allerdings auch unglaubliches Entwicklungspotenzial birgt. Dennoch existiert auch hier kein permanenter Kontakt. Aber er ist bedeutend häufiger. Der Einfluss auf die Lebensentscheidungen, den Alltag ist allerdings größer, da in dieser Konstellation eben mehr drüber gesprochen wird und verschiedene Situationen bewusst verstärkt werden. Auch eine Freundschaft plus kann in diesem Bereich gezählt werden. Und da Freunde naturgemäß auch noch andere Themen haben, welche Sie miteinander in Verbindung bringen ist der Austausch auch weitreichender.
Der Sex nimmt weiterhin eine große und bewusste Rolle ein, ist aber nicht das einzige Bindeglied.
Die nächste Stufe des Miteinanders ist die Gefährtin.
Hier stehen die Beteiligten in regelmäßigen Kontakt. Das heißt, die physischen Treffen sind regelmäßig und werden mit Priorität im Alltag eingeplant. Über die körperlichen Treffen hinaus existiert ein Kontakt über Telefon oder sonstige moderne Kommunikationsmedien. Der geistige Austausch ist tiefer und umfasst mehrere Lebensbereiche.
In der Öffentlichkeit bekennen sich beide zueinander, weil es durch Händchen halten, küssen oder der klaren Kommunikation „er oder sie ist meine Freundin/mein Freund“ dritten gegenüber.
Die Aspekte von Bekanntschaft „schöne Stunden und guter Sex“ und spiritueller Bekanntschaft „bewusstes gemeinsames Nutzen der sexuellen Macht“ sind in dieser Beziehungsform enthalten. Allerdings auf einer viel tieferen Ebene. Der gemeinsame Kontakt ist viel intensiver und regelmäßig.
Ab dieser Stufe gilt: bei anstehenden großen Veränderungen wird der Partner in die Überlegungen und Entscheidungen einbezogen. Die anschließenden Maßnahmen werden so getroffen, dass alle Beteiligten damit zufrieden sind.
Die letzte Entwicklungsstufe ist die Lebenspartnerin.
Alle Eigenschaften der vorhergehenden Beziehungsformen sind enthalten.Es ist ein regelmäßiger Kontakt zwischen den beteiligten. Regelmäßig heißt in diesem Falle täglich. Treffen körperlicher Art zwei bis dreimal die Woche und das Leben dabei ist eng miteinander verwoben. Warum? Weil beide die gleiche Vision teilen.
Die Handlungen, der Sex und die Ausrichtung der beiden dienen der Vision. Beide schauen in dieselbe Richtung. Deswegen sind sie nah beieinander, blockieren sich aber nicht. Ein tiefes Verständnis füreinander und für sich selber, und eine große innere Reife sind die Voraussetzungen für diesen Status.
Bei großen Entscheidungen wird die Lebenspartnerin/ der Lebenspartner einbezogen und hat ein aktives Mitspracherecht, ob diese Wege gegangen werden oder nicht. Dieses aktive Mitspracherecht ist ausschließlich bei dieser Stufe vorhanden. Das Erreichen dieser Stufe dauert mehrere Jahre.
So das ist jetzt die Art wie ich meine Beziehungen strukturiere, nachdem ich einiges ausprobiert habe.
Es gibt Literatur zu dem Thema, und wenn du einen Polyamorie Stammtisch in deiner Nähe hast so gehe gerne dort hin, meist gibt es gute Inspiration dort.
Und habe den Mut, dein eigenes Leben zu leben. Seh die oben genannten Zeilen bitte nicht als nächstes Dogma. Ein freier Mann auf der anderen Seite des Weidenzauns lässt sich von niemanden vorschreiben, was er zu denken hat. Auch von mir nicht.
Sieh ist gerne als Inspiration und verwende es, wenn es für dich passt. Wenn du mehr zu dem Thema wissen möchtest, dann buche ein Gespräch. Ich freue mich von dir zu hören.
Habe den Mut, dein eigenes Leben zu leben. Es gibt mehrere Gestaltungsmöglichkeiten. Es muss zu dir & zu euch passen. UND Ein freier Mann auf der anderen Seite des Weidenzauns lässt sich von niemanden vorschreiben, was er zu denken hat. Auch von mir nicht. 😉
Alle sozialen Beziehungen folgen immer einem unbewussten Muster. Ein Schema. Bist du dir dessen bewusst? Nutzt du es für dich? Willst du gehorchen und das machen, was andere dir sagen? Oder als freier Mensch eigenständig denken und frei leben? Die Entscheidung liegt bei dir.